Niedeckens BAP

Niedeckens BAP
Biography

Single: „Südstadt, verzäll nix“

Album: „Zeitreise – Live im Sartory“ (Release 26.04.2024!)

Am 26. April 2024 erscheint das neue BAP-Album. »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY« wurde an vier magischen Abenden in den legendären Kölner Sartory-Sälen mitgeschnitten und ist viel mehr als ein weiteres Live-Album. Wir hören: den Nukleus eines der zentralen Werke der deutschen Rockmusik, dringlich, relevant, elektrisierend. Niedeckens BAP hat diese Lieder revitalisiert. Für das Hier und Jetzt, die nächste Generation.

Im Dezember 2023 hat Wolfgang Niedecken mit BAP eine spektakuläre Konzertreihe gespielt: An vier Abenden im Sartory folgte die Kölner Kultband einer Versuchsanordnung, deren Spielregeln Niedecken so beschreibt: »Kein Lied durfte jünger sein als vierzig Jahre, alle Songs aus den beiden Doppel-Platin-Alben mussten gespielt werden.«

Es ging also um nicht weniger als den Nukleus des BAP-Werks – an dem Ort, wo alles begann: »Manche von den Leuten, die ich an diesen Abenden im Sartory gesehen habe, kenne ich seit vielen Jahren«, sagt Niedecken. »Nicht wenigen konnte ich beim Erwachsenwerden zuschauen – und sie mir beim Altern.«

Und weil das so ist, haben BAP die Abende für die Ewigkeit festgehalten:

Am 26. April 2024 erscheint mit dem Vierfach-Album »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY« das Live-Dokument dieser Abende. Im Herbst 2024 begibt sich die Band dann auf große Zeitreise-Tour durch die ganze Republik. Die Gruppe BAP kehrt mit diesen Konzerten nicht nur an die Stätte ihrer frühesten Triumphe zurück, sondern Niedecken wagt auch inhaltlich einen neuen Blick auf die initiierende Ära in der Geschichte seiner, seit 48 Jahren aktiven Band.

In jeder großen Karriere gibt es das ja: die eine prägende Werkphase, auf der alles fußt, was danach kommt. Im Fall von BAP kann es diesbezüglich keine Diskussionen geben: Die Jahre 1981/82 bildeten die Basis dieser Karriere. Nachdem die Band mit »Affjetaut« (1980) endgültig ihren Stil gefunden hatte, erreichten BAP mit dem, im Oktober 1981 erschienenen dritten Studioalbum »Für usszeschnigge!«, dem ersten auf dem EMI-Label, erstmals den ersten Platz der deutschen Charts.

Niedecken blickte damals auf Jahre zurück, in denen der vormalige Kunststudent brotlose Solo-Gigs in Kölner Kneipen gespielt und an den Wochenenden mit den 1976 gegründeten BAP für eine warme Mahlzeit, ein Bett und ein paar Mark die Bühnen der Umgebung beackert hatte. Der Wolfgang Niedecken der damaligen Zeit, so erzählt er es in den Sartory-Sälen, musste sich vor allem um drei Dinge kümmern: Sprit im Tank, Deckel im Chlodwig Eck bezahlen, ab und zu was essen.

Der Rest war Musik.

Als die BAP-Karriere dann förmlich explodierte, war Niedecken mit 30 Jahren bereits im vorgerückten Rockstar-Alter. Es begannen aufregende Jahre: Unter anderem der legendäre Auftritt bei der Friedensdemonstration auf den Bonner Rheinwiesen gegen den NATO-Doppelbeschluss am 10.Juni 1982 vor 300.000 Leuten oder die beiden Konzerte im Vorprogramm der Rolling Stones im Juli desselben Jahres im Müngersdorfer Station zu Köln sind ewige Rekordmarken der BAP-Historie.

Im August war, nur zehn Monate nach »für usszeschnigge«, das vierte Album »Vun drinne noh drusse« erschienen und hatte den Vorgänger von der Spitze der Charts verdrängt. Beide Alben wurden doppelt mit Platin ausgezeichnet, haben sich bis heute über eine Million Mal verkauft und enthalten mit »Kristallnaach« und »Verdamp lang her« die größten BAP-Hits überhaupt.

Wie also wäre es, diese beiden Alben noch einmal aufzusuchen? Gut 40 Jahre später, reifer, weiter? Man hätte auf jeden Fall schon mal eine wunderbare Setlist, ganz klar: Ein unfassbares Programm, das noch einmal daran erinnern würde, wie gut diese Alben waren. Auf »Für ussgeschnigge« und »Vun drinne noh drusse« ist ja wirklich jeder Song auf seine Weise ein Hit, ausnahmslos.

Beide Alben sind längst zu einem Stück deutscher Rock-Geschichte geworden, sie wirken über Generationen, sind von zeitloser Bedeutung. Natürlich geht heute kaum noch jemand in einen »Waschsalon« und was ein »Müsli Män« ist, müsste man Jüngeren wohl erklären. Aber die meisten dieser Lieder sind so relevant wie zum Zeitpunkt ihres Entstehens.

Man würde sich bei einigen von ihnen wünschen, es sei anders. Dass sie nicht mehr derart brisant, aktuell, dringlich wären. Die Gentrifizierungshymne und erste Single aus der »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY«, »Südstadt, verzäll nix«, etwa oder das Verweigerungs- und Antikriegslied »Zehnter Juni«: Es ist irre und einigermaßen traurig, aber die Anlässe für diese Lieder sind nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Vermutlich wäre es Wolfgang Niedecken selbst am liebsten, wenn er sie nicht immer wieder singen müsste, »Kristallnaach« zum Beispiel, da würde er sicher gerne drauf verzichten. Aber so ist es nicht, die Welt ist nicht so.

Das einzig Gute, was sich über diese Entwicklung sagen lässt: dass man sie dann eben doch noch immer wieder singen muss – und dass Niedecken sie jetzt für uns singt. Zum ersten und womöglich einzigen Mal alle von ihnen, also auch die Songs, die damals nicht bei den Konzerten zur Aufführung kamen. Diese Zeitreise ist also keine rein nostalgische, sondern auch eine von zwingender Notwendigkeit. Eine zeitlose Zeitreise: Das gilt erst recht für die Liebeslieder, kaum jemand kann ja auf derart anrührende Weise unverkitschte Love-Songs schreiben wie dieser Mann.

Längst nicht alle, die an den intimen Abenden im nur 1500 Personen fassenden Sartory zu Gast waren, haben diese Lieder damals aktiv erlebt, viele waren nicht einmal geboren. Im Publikum standen ganze BAP-Familien, BAP-Freundeskreise, Menschen jeden Alters, die dieser Band den Soundtrack ihres Lebens verdanken. Wir alle haben unsere Geschichten mit diesen Liedern, sie sind zu einem Teil unserer Geschichte geworden.

Ein Effekt, der Wolfang Niedecken bereits auf der letzten BAP-Tour aufgefallen war:  »Die Leute hatten Tränen in den Augen und sahen glückselig aus, als wir die alten Sachen gespielt haben«, sagt er. »Im Tourbus kam mir damals die Idee: Warum spielen wir nicht einfach mal eine Tournee mit sämtlichen Songs unserer beiden Millionen-Seller?«

30 Songs haben sie bei den Sartory-Konzerten gespielt, die 21 Lieder aus »Für usszeschnigge« und »Vun drinne noh drusse« wurden ergänzt um »Affjetaut«-Klassiker wie »Ne schöne Jrooß« und Songs aus dem legendären Live-Album »Bess demnähx«. Der Backdrop der Show war von den ihrerseits ikonischen Artworks der Fokus-Alben inspiriert und zeigte also einige der perforierten Figuren aus »Für usszeschnigge« und den ausgeleuchteten Toreingang der Güterhalle des ehemaligen Bahnhofs Ahrdorf in der Eifel vom »Vun drinne noh drusse«-Cover. Und ja, unter anderem ist dort auch einer jener Bierkästen zu sehen, die es in der Frühphase von BAP stets leerzuproben galt, wie Niedecken oft erzählt hat.

Die Arrangements der meisten Stücke sind übrigens fluide bei größtmöglichem Respekt vor den Originalversionen und der damaligen BAP-Besetzung. Sie leben, wie die Lieder selbst. BAP sind keine Jukebox ihres eigenen Katalogs, das würde nicht zu einer Band passen, die vor allem an der Gegenwart interessiert ist. »Koot vüür aach, ich denk widder: Ich will se nit sinn, die Maschin wie en Art Musikbox«, singt Niedecken gleich im ersten Song, »Koot vüür aach«, also auf Hochdeutsch: »Kurz vor acht, ich denk‘ wieder: Ich will sie nicht sein, die Maschine wie eine Art Musikbox.«

Auch die Band ist ein fluider Körper, ein Kollektiv aus BAP-Veteranen wie dem Bassisten Werner Kopal, dem Keyboarder Michael Nass, der Multiinstrumentalistin Anne De Wolff, zu denen sich seit zehn Jahren der vortreffliche Gitarrist Ulrich Rode, der Schlagzeuger Sönke Reich, der Saxofonist und Multiinstrumentalist Axel Müller, der Posaunist Johannes Goltz und der Trompeter Benny Brown gesellen. Alle aktuellen BAP-Musiker spielen auch in anderen Bands und Zusammenhängen, auch durch die sich daraus ergebende Offenheit klingt die Band so frisch und zeitlos.

BAP wollen gar nicht erst so tun, als habe sich überhaupt nichts geändert: Der naive Pazifismus der damaligen Zeit sei dahin, aber friedliebend sei er immer noch, sagt Niedecken im Sartory. Und dass er karnevalstechnisch »altersmilde« geworden sei. »Nit für Kooche« spielen sie dann natürlich trotzdem. Teil eins, die Schunkelversion – eine Live-Premiere! – im Duett mit Anne De Wolff, mit Narrenkappen und einem Augenzwinkern.

Wenn man sich das Album-Cover genau anschaut, bemerkt man eine Analogie zum „vun drinne noh drusse“ Cover: Diesmal geht es von draußen nach drinnen. Draußen leuchtet das Neon-Sign des Sartory über dem leeren Band-Truck und drinnen boxt der Papst. Man muss das Album nur aufklappen.

Auch die akustisch gehaltenen Songs im Mittelteil sind sehr berührend, allen voran „Jupp“, der womöglich beste BAP-Song aller Zeiten. Beim letzten Song trägt Niedecken die Stones-Jeansjacke von 1982. Überhaupt verbeugt man sich gerne vor den Kollegen, ohne die es BAP nicht geben würde, vor allem vor Bob Dylan und den Rolling Stones.

In den Jahrzehnten nach dem Durchbruch gelang BAP eine einmalige Karriere. Immer wieder veröffentlichte die Band herausragende Alben und Songs für die Ewigkeit. Man vergisst das ja viel zu oft, weil Niedecken niemand ist, der sich mit solchen Erfolgen brüsten würde: Zwölfmal erreichten BAP bis heute den ersten Platz der deutschen Albumcharts, das haben sonst nur die Beatles geschafft.

Der Grundstein wurde damals in Köln gesetzt. Mit »Für usszeschnigge« und »Vun drinne noh drusse«. Mit »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY« haben BAP nun ähnliches erreicht wie Udo Lindenberg mit seinen Unplugged-Konzerten: In einer einmaligen Werkschau haben sie ihr eigenes Frühwerk, eine der zentralen Werkphasen der deutschen Rockmusik, auf elektrisierende Weise vitalisiert für das Hier und Jetzt und die nächste Generation. Wolfgang Niedecken hat sich sogar die Mühe gemacht, die Geschichten zu sämtlichen Liedern aufzuschreiben.

Insofern ist »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY« natürlich viel mehr als nur ein weiteres Live-Album von BAP. Es waren magische vier Abende in Köln, nun können wir alle an dieser Magie teilhaben – auf »ZEITREISE / LIVE IM SARTORY«, und im Herbst 2024 in den Arenen der Republik.

(Universal Music)